Albrechts Film Café ist ein sehr persönliches Filmmagazin. Denn bei allen Filmgesprächen war ich persönlich dabei oder habe die Interviews selber geführt. Ein eigenes Café und ein Film-Magazin, beide Träume erfülle ich mir hier online. Viele Kinogespräche wurden als Gedächtnis-Protokoll geschrieben und dienten meiner filmischen Ausbildung.
Dienstag, 29. Dezember 2020
RAINER MATSUTANI: "Nur über meine Leiche"
KINODISKUSSION MIT RAINER MATSUTANI (Regie) UND KATJA RIEMANN (Hauptrolle)
Montag, 28. Dezember 2020
PETER LOHMEYER "Die Mutter des Killers"
KINOGESPRÄCH mit PETER LOHMEYER
im Abaton Kino im Januar 1999
Peter Lohmeyer: Ich freue mich wirklich, dass so viele noch einmal hier im Kino sind. Dieser Film hier liegt zwar am meisten zurück, von den drei Filmen, die ich heute präsentiere, doch er liegt mir sehr am Herzen da ich ihn mit produziert habe. Er hat sehr viel Herzblut gekostet und deshalb habe ich ihn mir noch mal für heute Abend gewünscht. Viel Spaß dabei!
Nach dem Film:
Zuschauer: Wo wurde der Film gedreht?
Peter Lohmeyer: In Hamburg-Wilhelmsburg! Ist eine schöne Gegend!
Zuschauer: Wieviel hat dieser Film gekostet?
Peter Lohmeyer: 430.000 DM. Also nicht so viel.
Zuschauerin: Warum war der Film in Schwarz/Weiß?
Peter Lohmeyer: Das war aus eben diesen Kostengründen.
Zuschauerin: War aber sehr schön so!
Peter Lohmeyer: Ja finde ich auch, aber wir haben jetzt nicht extra die Farbe raus gelassen, es war wirklich die Notlösung. Obwohl nur die Anschaffung billiger ist. Die Kopien in Schwarz/Weiß zu machen, ist wiederum aufwendiger, weil es nicht soviel Material dafür gibt. Und dann wird es gern noch etwas billiger gemacht, eine alte Rolle genommen usw. Die Kopien sind nicht so gut abgezogen und dann bekommt das Bild, wie hier gesehen einen leichten Farbstich oder wird dunkel. Also, so dunkel ist der Film nicht wie er hier war. Er ist zwar dunkel, aber so... nein. Da spart eben gern der Verleih. Der Film kam ja eigentlich auch nur ins Kino, weil wir einen Preis in München gewonnen hatten.
Zuschauer: Kannten sie eigentlich die anderen Schauspieler sehr gut, weil es waren ja einige bekannte Gesichter darunter?
Peter Lohmeyer: Ja, sicherlich. Ich habe ja diesen Film mit produziert. Und habe auch mit gecastet. Und da achtet man schon darauf, dass da ein gutes Team zusammenkommt, da vieles schnell gemacht werden musste. Also, wir haben das Ding innerhalb von zwei Wochen gedreht! Und da muss schon gute Zusammenarbeit gewährleistet sein. Es wurde ja alles von Handkamera her aufgenommen und manchmal unter chaotischen Bedingungen. Zum Beispiel die Kneipe, wo der betrunkene Wirt immer war. Das war eigentlich ein türkisches Restaurant und mitten in den Dreharbeiten wechselte der Besitzer. Wir hatten zu diesem dann gesagt, wie lange wir brauchten und um Punkt 16 Uhr hat er dann tatsächlich die Lampen ausgemacht, obwohl wir nie fertig werden, zu dem angegebenen Zeitpunkt. Unser Kameramann hat dann noch schnell diese und jene Einstellung gemacht, doch dann war es vorbei. Eigentlich hätte noch etwas nachgedreht werden müssen, doch es war keine Zeit mehr, es musste dann so gehen.Der Film wäre auch um einiges teurer geworden, wenn nicht viele auf ihre Gage verzichtet hätten. Einige Schuaspieler, wie zum Beispiel der Wirt oder der Greis kamen aus Hamburg vom Theater und Dieter Landuris habe ich einfach mal so gefragt. Und er hatte erst einmal gar nicht verstanden, was das für ein Stoff ist.
Zuschauer: Wie kam die Idee zustande?
Peter Lohmeyer: Da müssen sie den Herrn Kurzawa fragen, der hat immer so komische Ideen. Er und der Regisseur, die haben beide schon vorher als Regisseure zusammengearbeitet. Aber es war eben so ein einwandfreies Buch. Sonst muss man an den Büchern immer mal noch etwas ändern und überarbeiten, doch hier hatte man gerade mal ein “und“ weg gestrichen. Und das war eben das gute daran, dass wir auch so schnell und konzentriert arbeiten konnte. Da brauchte man nicht während des Drehs über die Szene diskutieren und das findet man eben selten. Auch der Titel stand schon sehr früh fest und blieb, obwohl dem Verleih das auch nicht geschmeckt hat. Deshalb hänge ich auch so an diesem Film, habe mich da auch finanziell und mit viel Zeit eingebracht. Deshalb freue ich mich, dass das Kino hier noch mal voll geworden ist. Am liebsten würde ich den Film noch weiter vertreiben. Ich bin nämlich der Meinung, dass dieser Film zu dieser Uhrzeit noch in vielen Kinos laufen könnte, doch der Verleiher spielt da nicht mit. Der hat schon wieder andere Projekte. Ich wollte auch noch mal in den Osten fahren, nach Chemnitz oder so und dort noch mal persönlich Werbung dafür machen. Doch da hat der Verleih diesmal die Reisekosten und die Kopienzahl als Ausrede genommen, es wäre zu aufwenid. Die Reisekosten hätte ich sogar selbst übernommen. Deshalb bin ich zur Zeit auf den Verleih nicht so gut zu sprechen. Ich habe inzwischen wieder einen Film mit Volker Einrauch gemacht, aber ich habe da nur eine ganz kleine Rolle.
Zuschauer: Wie heißt der Film?
Peter Lohmeyer: Also irgendwie habe ich es heute mit den Titeln, mir fällt wieder der Name nicht ein, es war eben wirklich nur ein ganz kleine Rolle!
Zuschauer: “Der Gangster“?
Peter Lohmeyer: Ja, genau, ich wusste doch, irgendetwas ganz simples ist es!
Zuschauerin: Wurde “Die Mutter des Killers” auch mal in Wilhelmsburg gezeigt?
Peter Lohmeyer: Ja, er wurde gezeigt.
anderer Zuschauer: Aber da gibt es doch kein Kino?
Peter Lohmeyer: Wirklich nicht? Hmmm, na ja vielleicht wurde er auch in einer Turnhalle gezeigt, weil ich meine, der ist da irgendwo gelaufen. Vielleicht aber auch nicht ! Aber wir haben “Mutter des Killers“ ja auch in Amerika gezeigt, in L.A. und New York .Und da haben die uns angesprochen und haben gesagt: Hey, das sieht ja aus, wie bei uns. Und das macht Wilhelmsburg auch aus. Es sieht aus wie im Ruhrgebiet, da haben auch schon einige gesagt, ja das ist Bochum, die Brücke kenn ich. Das ist das schöne an Wilhelmsburg. Und nur dort funktioniert der Film vielleicht, anders als in Altona oder Eppendorf.
Zuschauer: Kommt der Autor aus Wilhelmsburg?
Peter Lohmeyer: Nee, genau von der anderen Seite, eher Eppendorf!
Zuschauer: Wurde der Film in Amerika in Deutsch gezeigt?
Peter Lohmeyer: Ja, mit englischen Untertiteln!
Zuschauer: Ist es eigentlich schwer, für solch einen Film Geld zu bekommen? Haben sie das Geld wieder rein bekommen.
Peter Lohmeyer: Nein, haben wir nicht . Zwar kann man rechnen, bei 40.000 Besuchern = 400.000 DM aber da kommen ja noch Verleih und Kopienkosten und so weiter hinzu. Und wie gesagt, wenn alle ihre Gage bekommen hätten, wäre das noch viel teuer geworden. Es war auf jeden Fall eine große Kraftanstrengung, das Geld zu bekommen und den Film zu machen.
Zuschauer: Wie ist die Situation in anderen Ländern. Wäre es da einfacher geworden?
Peter Lohmeyer: Ich weiß es nicht, da ich im Ausland nicht soviel arbeite. Gut, in Amerika gibt es ja eine große Independent-Szene, weil das hier ja auch eher ein Independent Film ist. Da hat auch letztens einer einen Film mit 60000 Dollar gemacht, aber ich weiß es nicht richtig, wie die Bedingungen dort sind.
(Die Gesprächsaufzeichnungen sind ohne technische Mittel nach Gedächtnisprotokoll entstanden)
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DIE MUTTER DES KILLERS auf imdb Foto: Kino.de |
Donnerstag, 24. Dezember 2020
FRIEDER SCHLAICH "Paul Bowles Halbmond"
KINODISKUSSION MIT FRIEDER SCHLAICH
im Programmkino "Traumstern" in Lich
am 11.01.96
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PAUL BOWLES HALBMOND auf imdb Foto: Filmgalerie451.de |
Zuschauer: Wie klappte es mit der Verständigung, denn sie haben ja in Marokko gedreht?!
Schlaich: Mein Französisch ist eigentlich ganz gut und ich verbringe oft meinen Urlaub dort unten. Also Probleme gab es da überhaupt nicht.
Zuschauer: Aber wie konnten sie sich verständlich machen, was sie jetzt genau wollten? Wie haben sie die Leute motivieren können, das und jenes jetzt ganz natürlich zu machen? Das waren ja keine ausgebildeten Schauspieler?
Schlaich: Nein, da haben sie recht. Der Junge aus dem letzten Teil haben wir zum Beispiel auf der Straße getroffen. Er ist uns sofort aufgefallen, da er auch einen bestimmten und sehr alten Akzent spricht, der für die Rolle absolut ideal war. Eben ein waschechter Straßenjungen. Er hatte auch noch nie einen Kinofilm gesehen und so war es für ihn eine ganz neue Erfahrung, als wir den Film dort in seiner Heimat vorführten. Er sah sich ganz groß auf der Leinwand. Sowieso waren viele Nebenrollen mit Leuten von der Straße besetzt, wie auch die Jungs, die dort Fußball spielten. Das macht dann auch die Natürlichkeit aus. Und irgendwie verstehen sie dann schon, was man will. Doch es waren nicht alles Amateure vor der Kamera. Das Ehepaar im zweiten Teil hatten wir aus England. Da gab es ein richtig großes Casting und schließlich hatten wir dann Veronica Quilligan und Sam Cox, die besonders im englischen Fernsehen schon einige Erfahrung hatten.
Zuschauer: Das Boot, auf dem das Ehepaar im zweiten Film gefahren ist, war das ein ganz normales Passagierschiff und filmten sie die Passagiere einfach mit? Oder wie haben sie das gemacht?
Schlaich: Nein, das Schiff war gemietet, gleich für mehrere Wochen. Und damit sind wir dann tagelang den Fluss auf und ab geschippert. Die ganze Familie und Freunde des Schiffsinhabers war mit an Bord und die spielten dann auch die Passagiere. Außerdem drehten wir sehr viel spontane Szenen und das wäre auf einer normalen Fahrt nicht so möglich gewesen.
Zuschauer: Wie gut klappte die Zusammenarbeit mit Paul Bowles. Er sprach ja immer mal einen Kommentar zwischen den Filmen. Waren die Texte vorgegeben?
Schlaich: Nein, die Texte waren ziemlich frei. Und man sieht ja auch an seinem Monolog, dass er ein sehr humorvoller Mensch ist. Keiner würde sich sonst vor laufender Kamera über seine alte Schreibmaschine aufregen. Nein, dass kam alles aus ihm heraus. Damals war er auch sehr krank. Ansonsten habe ich mich sehr gut mit ihm verstanden. Jetzt ist er wieder gesund und ich habe auch noch Kontakt mit ihm. Ein Brief von ihm hängt bei der Ausstellung im Foyer.
Zuschauer: Jetzt würde mich aber mal interessieren, wie sie es geschafft haben, ein Schlange so zu dressieren, dass sie auch noch Milch trinkt!?
Schlaich (muss lachen): Ja, ich habe es auch nicht geglaubt, aber es gibt tatsächlich bestimmte Schlangen-arten, die warme Milch trinken. Wir hatten nämlich vorher eine andere, falsche Rasse und da hat das dann natürlich nicht geklappt.
Zuschauer: Und wie haben sie es geschafft, dass die Schlange in dieses Rohr kroch und das genau in dem Moment, als die Kamera lief?
Schlaich: Ja, bei solchen Szenen gehört natürlich auch eine Portion Glück dazu. Doch es ist in ihrer Natur, dass Schlangen irgendwo in Löcher kriechen und ein gutes kühles Versteck suchen.
Zuschauer: Und wie haben sie die Schlange dann wieder herausbekommen?
Schlaich (lacht): Ach, das war eigentlich ziemlich einfach! Denn dieses vermeintliche Abwasserrohr war nichts anderes als eine einseitig geöffnete Röhre, die vom Filmteam in den Sand gebuddelt wurde. So leicht war das!
Zuschauer: Wie kamen sie mit der Witterung zum Beispiel in der Sahara zurecht? Ich kann mir vorstellen, dass es dort unten sehr heiß werden kann.
Schlaich: Was das technische Equipment anbetraf, war klar, dass dies sehr stark gegen den Sand geschützt werden musste. Er war einfach überall, obwohl wir alles abdeckten. Doch am meisten machte uns wirklich die Hitze zu schaffen. Wir wurden alle nacheinander krank und drehten trotzdem noch mit 40 Grad Fieber weiter. Auf ein paar Dias, die ich nachher zeige, ist die Erschöpfung im Team ganz gut zu sehen. Der kleine Mohammed, der Junge aus dem dritten Teil steht dort neben unserem Kameramann, der sehr krank war und scheint ihn sogar trösten zu wollen.
(Die Gesprächsaufzeichnungen sind ohne technische Mittel nach Gedächtnisprotokoll entstanden)
Der Film erhielt den "Spielfilmpreis der Filmkritik 1995" von der Jury der Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten und den "Grossen Europa-Preis" beim Festival des europäischen Films im französischen La Baule.
Nachtrag:
Frieder Schlaich reagierte folgendermaßen auf das 25jährige Jubiläum dieser Veranstaltung:
"Das ist ja eine schöne Überraschung! Erst 25 Jahre - haha, aber mir kommt das wirklich wie ein Jahrhundert her vor. Der Film und Paul Bowles sind immer noch sehr wichtig für mich, ich plane sogar wieder eine Kurz-geschichte in Tanger zu verfilmen."
Dienstag, 22. Dezember 2020
ANGELIKI ANTONIOU: "Verspielte Nächte"
KINODISKUSSION MIT ANGELIKI ANTONIOU
im Programmkino "Traumstern"
in Lich (Hessen) am 11.Dezember 1997
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Verspielte Nächte auf imdb |
Hans Gsänger (Traumstern-Kinoleiter): Wir haben heute Angeliki Antoniou zu Gast. Sie hat bei uns schon einmal einen Film vorgestellt und vielleicht will sie vor dem Film schon mal etwas dazu sagen?
Angeliki Antoniou: Nein, eigentlich nicht, denn ich weiß noch gar nicht was ich erzählen soll. Es ist jetzt das achte Mal, dass ich bei dem Film dabei bin und ich komme mir langsam vor wie ein Affe, der aus dem Käfig gelassen wird und immer das gleiche machen muss. Ich erzähle auch immer das gleiche. Aber vielleicht kann ich nachher erzählen, wie ich von Griechenland nach Deutschland gekommen bin. Und was ich mit Gießen zu tun habe! Zum Film, ganz kurz, möchte ich sagen, dass er diesmal, wie auch meine anderen Filme, Untertitel haben wird. Auch er ist in originaler Sprache, diesmal aber nur zu einem Zehntel. Beim letzten Film war die Hälfte mit Untertiteln. Und der Film davor ganz im Original.Es wird auch immer weniger. Viel Spaß dabei.
Nach dem Film:
Angeliki Antoniou: Ich habe in Griechenland Architektur studiert und war nicht gerade sehr glücklich damit, weil mein Ziel schon immer das "Filme machen" war. Also bin ich dann nach Deutschland gekommen. Als erster nach ging es nach Gießen, weil ich dort einen Freund hatte, der dort Psychologie angezeigt. In Gießen kann ich mich aber auch nicht sehr wohl fühlen, es war alles so kalt. In Griechenland ist alles kleiner, die Gassen, die Häuser. Die Stadt hier kam mir so kalt vor. Dann bin ich irgendwann in einen Zug gestiegen, nach Berlin gefahren und bin dort geblieben. Ich habe dort Film studiert an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) .
Zuschauer: War dieser Film "Verspielte Nächte" vom Fernsehen organisiert oder eher für das Kino gedacht?
Angeliki Antoniou: Eigentlich kam von beiden das Geld. Er ist für das Fernsehen und für das Kino.
Zuschauer: Ich fand nämlich das Format etwas klein auf der Leinwand.
Angekili Antoniou: Ja, das stimmt. Mir kam das Bild auch etwas klein vor, aber wir haben richtig auf 35mm gefilmt.
Gsänger: Auch das Format ist 1:1,66. Das ist schon richtig so. Wir zeigen hier nur kein Cinemascope!
Angeliki Antoniou: Hat jemand noch ein paar Fragen, die nicht die Technik betreffen?
Zuschauerin: Ich fand die Maria etwas zu naiv, wie sie durch das Berlin gegangen ist, wie sie mit dem Milieu umgegangen ist. Zwar kommt sie aus Griechenland, aber das liegt ja auch nicht gerade hinter dem Mond.
Angeliki Antoniou: Oh, doch, das liegt hinter dem Mond! Das ist ein ganz anderes Leben. Sie lebt dort auf einer Insel und bringt diese Ruhe mit. Sie ist wie das Wasser. Wasser hat viel Geduld im Ansturm gegen den Felsen. Ich habe mal einen dreizehnjährigen Jungen auf einer kleinen Insel getroffen und ihn gefragt, wie viele Menschen auf der Insel leben würden. Erst drei Minuten später hat er mir eine Antwort gegeben, was mich sehr geärgert hat. Es waren gerade mal 30 Einwohner und es ist ganz klar, dass der Junge den Umgang mit anderen Menschen nicht gewohnt war. Und so ist das auch in Deutschland. Man ist es, zum Beispiel nicht gewohnt den ganzen Tag Techno-Musik zu hören.
andere Zuschauerin: Ich fand auch, dass Maria sich überhaupt nicht naiv gegeben hat. Sie verstehen ihre Umwelt sehr schnell, sie verhält sich sogar sehr intelligent.
Angeliki Antoniou: Ja, aber sie kann auch naiv sein. Denn das muss ja nicht schlimm sein. Es hat nichts mit Intelligenz zu tun. Verliebte sind ja auch naiv.
Zuschauerin: Ja, richtig. Ich finde, die Voraussetzungen sind für Maria auch ganz anders. Vor dieser Geschichte, die im Film erzählt wird, hatten die Schwestern irgendwann auch eine große und intakte Familie und diese Voraussetzung ist ja gar nicht mehr gegeben. Die Schwestern haben sich voneinander entfernt und so weiter. Für Maria ist das eine neue Situation.
Angeliki Antoniou: Genau. Ich wollte auch keine Helden in meiner Geschichte haben. Jede Figur hat mit sich selbst zu kämpfen und am Ende gewinnt niemand etwas, selbst der Polizist geht leer aus. Ich wollte auch kein Happy-End. Mir wurde zwar gesagt, dass ich ein Happy-End hätte, doch ich finde, es ist ein offenes Ende. Wir wissen doch gar nicht, was sie mit dem Geld wirklich machen WIRD. Vielleicht spielt sie es wieder.
Zuschauerin: Mir fällt besonders angenehm auf, dass der Schnitt sehr ruhig war und sie zum größten Teil auf Filmmusik verzichtet. So war es sehr natürlich und angenehm.
Angeliki Antoniou: Danke schön! Ja, ich wollte nicht einen solchen Film machen, der so stark von der Musik getragen wird. Filme, die so voll mit Musik sind, bei denen man schon nach drei Tagen vergisst, um was es in der Story ging! Ich finde, es gibt zwei Sorten von Filmen. Der Zuschauer kann in ein McDonalds gehen und dann nicht wissen, wie es geschmeckt hat oder in ein Restaurant gehen, wo er das ist, was ihm wirklich gut schmeckt.
Zuschauer: Wie wurde der Film in Griechenland aufgenommen?
Angeliki Antoniou: Der Film läuft in drei Ländern und zwar in Deutschland, der Schweiz und Griechenland und überall wurde er ganz gut aufgenommen. Es war nur das Problem, dass der Film eben nur zu einem Zehntel in Griechenland spielt. Diesmal habe ich auch etwas anders geschrieben und zwar waren alle Komparsen in Griechenland Profi-Schauspieler. Witzig war auch die Preisvergabe. Wir haben ein paar Filmpreise bekommen, zum Beispiel bei den Hofer Filmtagen. Und Vicky Volioti hat in Deutschland den Preis für das beste Schauspiel bekommen, wogegen Jasmin Tabatabai in Thessaloniki diesen Preis bekommen hat.
Gsänger: War es aber nicht auch so, dass der Film in Griechenland ziemlich kritisiert wurde?
Angeliki Antoniou: Nein, das war mein vorletzter Film! Aber in Berlin habe sie schlechte Kritiken geschrieben, weil ich Berlin so negativ beschrieben habe, mit diesen vielen Baustellen!
Zuschauer: Was aber auch wahr ist! So sieht Berlin eben zur Zeit aus.
Angeliki Antoniou: Ja, sicher und die Baustellen sind sogar noch schön dargestellt! Auch die Bar ist viel schöner dargestellt als sie in wirklichen aussehen würde. Bei meinen Recherchen habe ich einen Boxkampf in München besucht, Henry Maske gegen "Rocky" Graciano Rocchigiani . Dort waren auch viele Promis und Bordellbesitzer aus Hamburg zugegen. Jedenfalls sind wir nach dem Kampf in einer dieser Spiel-Kneipen gegangen, was in dieser Falle ein umgebautes mexikanisches Restaurant war. Dort konnte ich meine Recherchen machen. Es kam dann auch zu einer Razzia. Die Polizisten sind wirklich, wie in meinem Film, maskiert hereingestürmt. sterben sahen aus, wie sterben, sterben auch gegen den Terrorismus kämpfen und haben mit dieser Kamera gefilmt. Mich haben sie dann sehr lange gefilmt, da ich nicht bekannt war als Berufsspielerin. Ich habe dann eben erklärt, dass ich Filmemacherin bin und hier Recherchen mache. Außerdem wollte ich meine verspielten 800 Mark wieder haben, da ich ja noch mein Hotel bezahlen musste. Würde ich meinen Anwalt einschalten, was aber gelogen war, ich hatte gar keinen Anwalt zu vertreten. Sie haben dann auch noch Waffen im Blumenkübeln gefunden und Rauschgift. Irgendwann wurde ich dann auch freigelassen und habe dann auch nicht mehr Recherchen gemacht, da es auch sehr gefährlich werden könnte. Wenn bei der Razzia also ein Profi-Spieler losgeschossen hätte, wäre das ja nicht auszudenken.
Zuschauerin: Der Schauspieler Andre Hennicke, war das der Daniel Hoffmann im Film, der Musical-Macher?
Angeliki Antoniou: Hennicke? Nein, das war der Bar-Besitzer! Ja, ich finde er ist ein guter Schauspieler und wenn er nicht erkannt wird, jetzt wo er wie ein "Monster" aussieht, ist er noch besser!
Zuschauerin: Den habe ich ja gar nicht mehr erkannt. Er spielte ja in ihrem letzten Film mit und hatte da noch so blonde Haare, jetzt fast eine Glatze!
Zuschauerin: Ich fand, dass die Wandlung der beiden Schwestern nicht richtig so zu sehen ist. Den „Kick“ den sie bekommen, dass man nicht wirklich sieht, wie sie sich verändert haben.
Angeliki Antoniou: Ach, ich glaube schon, dass dies eindeutig ist. Mit dem Satz: "Ich gehe zurück zu den Delphinen." Da ist es ganz klar gesagt, was sie nun vor hat. Direkt zu sagen, dass sie jetzt Meeresbiologie studieren wird, wollte ich nicht sagen. Sie werden nur den Touristen Tzatziki mehr servieren, vielleicht macht sie ja auch eine Tauchschule auf! Ich will nicht so dick auftragen in meiner Erzählweise.
Zuschauerin: Das finde ich auch so gut, der Film kommt ohne größeren Adrenalin-Ausstoß aus.
Ageliki Antoniou: Ja, es ist ein Film über die Liebe zwischen zwei Schwestern und der Suche. Ich kenne kaum jemanden in meiner Umgebung der keine Sucht hat. Ich selbst rauche zum Beispiel viel zu viel. Ich habe auch mal versucht einem Freund, der heroinabhängig war, zu helfen, musste aber einsehen, dass ich ihm nicht helfen konnte.
Zuschauerin: Haben sie eine Schwester?
Angeliki Antoniou: Nein, einen Zwillingsbruder! Haben sie Geschwister?
Zuschauerin: Ja, zwei Schwestern!
Angeliki Antoniou: Und? Haben sie sich und eine ihrer Schwestern im Film wiedererkannt?
Zuschauerin: Ja, eine davon!
Angeliki Antoniou: Und wer sind sie? Sind sie eher Maria oder Helena?
Zuschauerin: Mal so und mal anders, aber eher die Maria!
Angeliki Antoniou: Ja, mit meinem Zwillingsbruder ist es ähnlich. Er lebt noch in Athen, will dort auch bleiben, ist so ganz anders als ich. Aber sie können ja mal ihre Schwestern in diesen Film schicken!
Zuschauerin: Ja, ich werde ihn empfehlen.
(Die Gesprächsaufzeichnungen sind nach Gedächtnisprotokoll entstanden)
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Szenenfoto aus "Verspielte Nächte" (Foto: www.angelikiantoniou.com) |
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