MAX ZÄHLE: PERSÖNLICHES KURZ-INTERVIEW im Oktober 2018
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Max Zähle auf dem Filmfest Hamburg 2018.
Foto: Dennis Albrecht |
2001 haben wir ja gemeinsam bei Markenfilm Hamburg gearbeitet. Damals hast du mir erzählt, dass du nach Ludwigsburg zur Filmakademie gehen wollen würdest und hattest Regie als festes Ziel. Letztendlich ist es die Hamburg Media School geworden. Die Filmschule hat also geklappt. Deine Karriere sieht somit ziemlich gut geplant aus. Kannst du jetzt auch wieder in die Zukunft sehen? Willst du zum Beispiel beim Fernsehen bleiben oder hast du noch höhere Ziele? Mit "Raju" hast du ja schon Hollywood-Luft schnuppern können, da der Kurzfilm für den Studenten-Oscar nominiert war, sowie für den besten Kurzfilm.
MAX ZÄHLE: Ich wollte in der Tat in Ludwigsburg studieren, wurde dort aber nicht angenommen. Genauso bei so ziemlich jeder andere Filmschule, bis ich am Ende Filmwissenschaften an der FU studiert habe und dann über Umwege doch noch an der Hamburg Media School studiert habe. Gut geplant schaut also doch etwas anders aus :-)
Es ist vielmehr ein Stück weit Hartnäckigkeit und am Ende auch Glück. Es muss immer jemanden geben, der in einem bestimmten Moment an Dich glaubt. Und diesen Moment muss man dann eben nutzen. Dann liegt es an einem selber, was man daraus macht. Ich arbeite sehr gerne fürs Fernsehen, da es auch bei diesem Medium sehr besondere Projekte geben kann, wie man an meinem aktuellen Mittwochsfilm BIST DU GLÜCKLICH? sehen kann. Ich durfte hier mit Laura Tomke und Ronald Zehrfeld, zwei der besten deutschen Schauspieler/in arbeiten. Dafür muss es nicht immer Kino sein. Es kann eben auch ein Fernsehfilm, der mich als Regisseur, aber eben auch so großartige Schauspieler wie die beiden reizt. Ich würde da ohnehin nicht zu sehr unterscheiden. Ich denke, die Grenzen zwischen Fernsehen und Kino verschwimmen zunehmend, gerade in Zeiten des Video on Demand. Die Qualität des Fernsehens muss sich steigern, um in dieser Konkurrenz wahrgenommen zu werden. Und das passiert in meinen Augen auch. Insofern ist ein „höheres“ Ziel für mich nicht das Medium, für das ich arbeite, sondern vielmehr die Geschichte, an der ich arbeite. Es ist also egal ob ich TV oder Kino mache. Und in Hollywood wird ja tatsächlich auch nur mit Wasser gekocht. Denn auch da gilt: Nur weil es dieser Ort ist, ist es nicht unbedingt das bessere Projekt.
Beim Talk auf dem Filmfest Hamburg 2019 hast du gesagt, dass du glücklich bist. Passend zum Namen deines Filmes wird dir ja diese Frage gerade öfters gestellt. Glücklich bist du also. Aber bist du auch dankbar? Viele wären neidisch um deine Erfolge. Doch mancher Branchenvertreter betrachtet seine Karriere als Selbstverständlichkeit. Wie bist du da eingestellt?
MAX ZÄHLE: Ich bin tatsächlich sehr glücklich. Ich bin glücklich verheiratet, habe einen wunderbaren, gesunden Sohn, ein tolles Zuhause. Alles andere sind am Ende Zugaben :-) Auf den Job bezogen bin ich natürlich auch sehr glücklich! Klar. Da ist nichts, was ich auf dieser Welt anderes machen wollen würde als Filme. Und ich habe das Glück, dies beruflich machen zu können. Dafür bin ich dankbar. Und Neid auf einen Erfolg ist schon sehr abstrakt. Wenn einer neidisch ist, dann ist er doch eher unglücklich mit sich und seiner Situation. Dafür kann ein Dritter ja nicht wirklich etwas. Und was ist da schon Erfolg? Wenn ich einen Film vorstellen darf und der am Ende auch gemocht wird, dann ist das ja nur die Spitze des Eisberges. Der Weg dahin ist meistens extrem anstrengend, und das muss man wirklich wollen und auch aushalten. Da wird ja nicht durchgehend gefeiert, sondern extrem hart, unter höchstem Druck, gearbeitet, um das bestmögliche Resultat zu erzielen. Das liegt vielleicht nicht jedem. Das sollte man immer auch bedenken, wenn Filmemacher ihre Filme vorstellen.
Du hast jetzt einen Fernsehfilm gedreht. Davor einen "kleinen" Kinofilm. Was ist schlimmer? Einen guter TV-Film, der weggesendet wird und nur eine Quote bleibt als Reaktion? Oder ein süßer Kinofilm, der gegen Blockbuster es sehr schwer hat? Bonusfrage: Was müsste sich verändern, damit deutsche Filme besser wahrgenommen werden und ein anderes Image bekommen? Wo kann man z.B. "Schrotten" jetzt aktuell sehen? Ich wüsste nicht, wo ich suchen könnte.
MAX ZÄHLE: Ich denke die Frage habe ich weiter oben ja bereits beantwortet. Und schlimm ist es, wenn man selber unglücklich mit dem Resultat ist. Wie viele Menschen am Ende deinen Film sehen werden, hat man leider nicht in der Hand. Was sich im Bezug auf den deutschen Film ändern muss kann ich so pauschal nicht sagen. Wir befinden uns ja in einer spannenden Entwicklung, in der zum Beispiel deutsche Serien wie DARK international extrem hohe Anerkennung widerfahren. Ich denke, das hat auch viel mit der Entwicklungszeit eines solchen Werkes zu tun. Und dem sollte man weiter folgen. Je mehr Wert auf die Entwicklung eines Projektes gelegt wird, desto genauer kann man arbeiten. SCHROTTEN kann man bei Amazon Prime schauen. RAJU kann man bei itunes runterladen.
Vielen Dank an Max Zähle.
