Dienstag, 4. April 2023

SOPHIE LINNEBAUM: "The Ordinaries"

 

THE ORDINARIES - Sophie Linnebaum 
im City Kino Buxtehude am 25. März 2023.

Moderator: Ich würde ja deinem Film ein großes Publikum wünschen!

Linnebaum: Gerne. Liebes Publikum, wie groß seid ihr denn hier? (Gelächter). Das ist dann immer die Frage. 

Moderator: Du hast recht. Habt ihr denn generell auch Fragen an Sophie?

Linnebaum: Ich hab da aber selber erst einmal eine Frage an das Publikum. Das habe ich auch schon in Potsdam so gemacht: Wie viele Leute haben von Euch, schwarze oder dunkelblaue Socken an? Wow! Würde also niemand sagen, meine Socken sind bunt?

Moderator: Nein.

Linnebaum: Wow, okay, danke! Das ist ja noch krasser als in Potsdam. Hat jemand weiß an? Auf weiße Socken wäre ich jetzt gar nicht gekommen! 

Zuschauerin: Weiß ist das neue Schwarz.

Linnebaum: Ne, ja so ganz neu...  Schwarz ist das neue Schwarz.

Mod: Hat dein neues Projekt etwas mit schwarzen Socken zu tun?

Linnebaum: Auf keinen Fall. 

Mod: Aber wie ist es dann zu dieser Befragung gekommen?

Linnebaum: Ich wollte einfach mal mit dem Publikum intim werden. Bin ich jetzt zu intim?

Mod: Nein. Aber ich bin ja ganz glücklich darüber, dass du heute mit deinem Film hier bei uns bist. Gibt es sonst noch Fragen?

Zuschauer: Ja, eine Frage hätte ich. Wie lange dauert es von der ersten Idee bis zum ersten Drehtag? 

Linnebaum: Da muss ich erst mal kurz nachrechnen, denn eigentlich erzähle ich immer von der Zeitspanne der ersten Idee bis wir dann den Film gezeigt haben. Das sind jetzt in diesem Falle 4,5 Jahre. Bis wir angefangen haben zu drehen vergingen 3,5 Jahre und dann noch ein Jahr Produktionszeit. 

Mod: Wie lange war die Drehzeit an sich?

Linnebaum: 35 Tage. Also zum einordnen: Der "Tatort" ist heutzutage so richtig assozial, die haben nur noch 19 oder 20 Drehtage. "Triangel auf Sadness" hatte dagegen 105 Drehtage! Die Schweine! Die Restaurant-Szene hatte allein 3 Drehtage! 

Sophie Linnebaum mit dem Theaterleiter vom City Kino Buxtehude
Foto: Dennis Albrecht

Mod: Was war am aufwendigsten an deinem Film? Die Explosion?

Linnebaum: Das krasse war, es war immer etwas aufwendig. Wir hatten nie einen Tag, wo es nicht aufwendig war und sei es nur ein Mutter/Tochter Kammerspiel. Aber dann ist eine von denen schwarz-weiß und das ist super viel Arbeit. Da mussten wir immer wieder nachschminken. Oder die ganzen Komparsen-Szenen, die waren aufwendig. Das war ja klar. Die ganze Endszene mit dem Komparsen-Publikum, wir haben die Komparsen 6x umgesetzt, damit wir den ganzen Platz auffüllen konnten. Deshalb wäre eher die Frage, was war nicht aufwendig? Ich überlege gerade. Nein, selbst wenn sie da nur ein Gespräch hat, mit ihrem Love-Interest Simon, dann mussten wir einen JumpCut machen. Das war echt "Brainfuck", denn da musst du, wenn es dann geschnitten ist, schon wieder rüber gucken, immer woanders hin. Oder in der Kneipe: Da habe ich ja ein bißchen dummen Scheiß gemacht. Die Kneipe hat ja eine heruntergesetzte Decke und ich habe einfach nur kleine Schauspieler gecastet. Das haben wir aber erst gemerkt, als alle Schauspieler drin standen... Ich stand da so ganz geknickt und alle andere normal...

Sophie Linnebaum steht auf und zeigt, wie sie geduckt am Set stand.

Zuschauerin: Und im zweiten Teil sind dann die Gewerke dran, die ihre Geschichten erzählen? Denn ich feiere die Set-Deko! Das sollte mal gelobt werden. 

Linnebaum: Die sind gerade beim Deutschen Filmpreis nominiert! 

Zuschauerin: Haben sie das Drehbuch jetzt selber geschrieben? Ich habe das jetzt nicht so schnell im Abspann lesen können.

Linnebaum: Das werde ich unserem Produzenten jetzt gleich berichten, dass sie das im Abspann so schnell nicht lesen konnten, denn wir leiden immer wegen der Langsamkeit unseres Abspanns! Ja, ich habe das Drehbuch zusammen mit einem Freund geschrieben. Ich bin sogar sehr oft in diesem Film zu hören! Ich bin die Stimme des Instituts. Und ich habe die VFX gemacht, was ihr nicht gesehen haben werdet. Im Hintergrund, wenn das Stein-Wurf-Szene ist. Da ist immer ganz unscharf ein Hochhausviertel, ihr wisst zwar nicht wovon ich rede, aber da bin ich ganz stolz darauf, das hab ich gemacht.  

Zuschauer: Hast du eigentlich eine Lieblinsgszene, die du gedreht hast?

Linnebaum: Also, ich glaube vom Spaß am Dreh, konnte der Musicalszene nichts das Wasser reichen. Ich habe da die ganze Zeit wie ein Delfin auf Koks gearbeitet, ich habe mich einfach gefreut. Als ich immer himmelte: "Ihr seid so toll, ihr seid so toll," Da antwortete der kleine Junge, der da mittanzte: "Aber warum machst du uns dann böse?" Und emotional waren es die Mutter/Tochter Szenen. 

Moderator: Gab es Szenen, wo du unglaublich aufdrehen musstest? Irgendetwas was dir nicht gefallen hat? Gab es irgendetwas, was herausgenommen worden ist?

Linnebaum: Die Szene ganz am Anfang mit diese geilen Gang an diesem Haus, das ist eigentlich nur ein Gang. Das war anstrengend. Da mussten die Komparsen immer vor und zurück, umdrehen, vor und zurück, also das haben wir einfach sehr oft gemacht. 

Zuschauer: Der Film hat so besonders schöne Farben. Wird das schon am Set gemacht oder wird das nachbearbeitet? 

Linnebaum: Beides. Tatsächlich wurde ich sogar etwas ausgelacht wegen meines Farb-Fetischs. Ich mag kein Rot und ich mag pastelgedeckte Töne. Und dann haben wir sehr aufwendig nachgearbeitet, also ein sehr langes Colour-Grading (Farbbestimmung) gemacht- länger jedenfalls als normaler Weise, auch wegen den Schwarz-Weiß Effekten. Allein daran haben wir eine Woche gearbeitet. Das Grundfarben-Konzept steht vorher, aber dann kommt noch ein runder Endlook am Ende zusammen. 

Mod: Es war ja dein erster Spielfilm. Wie war das für dich? Warst du am Ende froh, dass du es geschafft hast? Oder warst du traurig, dass die Dreharbeiten vorbei waren? Hast du es dann vielleicht sogar künstlich in die Länge gezogen? Vielleicht dann doch noch eine Szene und noch eine Szene, damit es nicht aufhört? Wie war das, mit den Dreharbeiten abzuschließen?

Linnebaum: Wir haben als allerletzte Szene gedreht, als das Hausmädchen nachts am Haus gesagt hat: "Folge mir". Das war relativ übersichtlich, deswegen... Es war so ein ganz schönes Ende, weil wir alle an der Villa waren, vorher getanzt haben... Aber ich würde schon sagen, dass ich froh war, dass es vorbei war. 

Zuschauer: Der Film wurde ja eingeführt, mit dem Satz: "Es ist sehr viel Filmsprache darin enthalten, habt aber bitte trotzdem Spaß". So habe ich es jedenfalls interpretiert. Diese Filmsprache, diese vielen Insider und Andeutungen, kommt das eigentlich beim Publikum an? Denn da ist ja so viel drin!

Linnebaum: Ja, wir haben bei der Konzeption immer gesagt, wir machen einen Familienfilm, nur wir machen ihn für Nerds und Nicht-Nerds. Also, für diese Extra-Gags für Erwachsene und dann noch andere. Und wir haben es von Anfang bis Ende getestet und unsere Eltern waren immer so das Zielpublikum. Wenn unsere Eltern das bestehen, dann geht das in Ordnung. Aber deshalb sage ich das manchmal am Anfang, weil auch mein Vater bei der ersten Schnittfassung dann sofort alles erzählt hat, was er nicht verstanden hat. Und am Ende hat er jetzt alles verstanden. Aber auch wenn man nicht sofort weiß, was das Wort "Cameo" oder "Outtakes" bedeutet, begreift man im Film, das sind dort Menschen am Rande der Gesellschaft, die sind ausgestoßen. Und die sind nicht wie die anderen und es ist ein Explosionsmechanismus, der auf dem System beruht und so weiter. Und dann gibt es eben vielleicht ein oder zwei Dinge, die man nicht verstehen, aber man dann Stück für Stück versteht. Oder nie begreift, weil sie dann auch nicht wichtig sind. Ich habe das Gefühl, dass Filmemacher so sehr Angst haben, dass man es nicht versteht, dass die dann gleich vorher schon einige Dinge nicht verstehen. 

Zuschauerin: Was ist das nächste Projekt?

Linnebaum: Ja, schön, dass ihr da wart. 

Gelächter vom Publikum, doch Sophie Linnebaum gab keine Antwort mehr, der Abend wurde von der Moderation beendet. Später erzählte der Kinoleiter, dass Regie-Besuche in diesem Kino die absolute Ausnahme wären. Sie müssten die Filme nach vorne bringen, die Einnahmen garantieren. "The Ordinaries" ist nur gelaufen, weil einer der Produzenten/Verleiher aus Buxtehude stammte. Der Film selbst kann zum Starttermin nicht im City Kino anlaufen, vielleicht irgendwann später mit einzelnen Terminen. Selbst eine ganze Spielwoche wäre also keine Option gewesen.











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