Samstag, 20. Mai 2023

ANDREA SCHÜTTE „Ein großes Versprechen“

KINOGESPRÄCH mit ANDREA SCHÜTTE, am 24.11.22 im 

SCALA KINO in Lüneburg
Foto: Cinema.de

Am 24.11.2022 gab es ein Gespräch mit Produzentin Andrea Schütte (TamTam Film Hamburg) im Scala Kino Lüneburg beim Film- und Medienforum Niedersachsen.
Es geht um nicht geringeres, als die Liebe zu retten. Irgendwann wurde sie dem Partner versprochen und bis kurz vor dem Ruhestand des Ehemannes war dies anscheinend eine machbare Herausforderung. Doch gerade zum Ende des aktiven Arbeitslebens wird für beide Seiten die Umsetzung schwieriger. Für die Partnerin kommt ein gesundheitliches Leiden in Form von MS zurück ins Leben. Für den Partner kommt die Ohnmacht zurück, mit all den Konsequenzen umgehen zu müssen.
DAS GROSSE VERSPRECHEN ist ein kleiner Film. Gerade einmal 1 Millionen Euro Budget, zum größten Teil von der Nordmedia standen zur Verfügung. 
Einige Szenen wurden in Schweden gedreht, doch eine schwedische Förderung konnte nicht in Anspruch genommen werden, da die Statuten der „Nordlichter“ Reihe dies wohl ausschließen.  
Der schwedische Schauspieler Rolf Lassgard, war für die Regisseurin Wendla Nölle immer gesetzt, sie schrieb das Drehbuch praktisch für ihn. Und obwohl Lassgard kein Deutsch spricht und in seiner Rolle sehr viel sprechen muss, hat er wohl sehr früh zugesagt. 
Schwieriger wurde es bei dem weiblichen Partner in dem Drama, da es in diesem Spielalter und mit solch einer herausfordernden Rolle nicht viel Auswahl gibt. Dagmar Manzel wurde dann in der komischen Oper in Berlin gefunden. Menzel, die schon 2012 im Christian Schwochow Film „Die Unsichtbare“ glänzte, sprach in der Vorbereitung mit MS-Patienten und Angehörigen. Sie studierte die Bewegungen und eben auch jene, die nicht mehr möglich sind.
Für die Filmemacherin Nölle und auch der Produzentin Schütte war dieses Krankheitsbild ein sehr persönliches Anliegen, da auch in ihren Familien diese Belastung erlebt wurde.
Später fragte das Publikum nach der Produktionszeit. Andrea Schütte erzählte, dass der Film insgesamt 8 Jahre dauerte. Gerade hier sieht man wieder, was für einen langen Atem man in der Filmbranche brauchen. Nach 3-4 Jahren Drehbuch schreiben, ging es dann endlich los. 27 Drehtage waren dann für die Geschichte nötig und ein Jahr für den Schnitt, da der Corona-Virus dazwischen kam. 
Auf die nächste Frage wurde erzählt, dass es tatsächlich mehrere Enden für den Film gab. Es wurde verschiedene Versionen geschrieben und zwei Varianten gedreht. Nach mehreren Testvorführungen wurde jener Abschluss eingebaut, der jetzt zu sehen ist. Er kam bei der Mehrheit, aber eben auch besser bei Betroffenen an, hatte einen Hoffnungsschimmer, obwohl es offen bleibt, was passieren wird. Die andere Fassung wurde so aufgefasst, als ob sich die Figur vielleicht umbringen könnte.
Die nächste Frage handelte davon, ob man als Zuschauer sehen könnte, ob „Grün“, also umweltfreundlich produziert wurde.
Andrea Schütte gibt zu, dass, wenn man einen Film drehen würde, sich auch gerne mal „vergessen“ würde. Sie findet es gut, dass die Produktionen jetzt sensibler vorgehen. Das würde man aber im Film kaum sehen. Flugreisen nach Schweden wurden durch Zugreisen ersetzt. Das Team kam teilweise sogar mit dem Bus. „Grün“ heisst in erster Linie Reisen zu verhindern. Manchmal wird dies sogar schon in das Drehbuch hineingeschrieben, also geplant. Aber dies ist eher noch die Ausnahme. 

Die letzte Frage war die Verwertungskette des Filmes. Im Sommer 2022 lief der Film bereits im Kino. Seit Herbst gab es nach dem Sendetermin eine limitierte Laufzeit in der ARD-Mediathek. Wer also im Sommer das Kino verpasst hat, wird auch jetzt nicht mehr viel Zeit haben, diesen kleinen und wichtigen Film zu sehen, der sehr intensiv gespielt und sensibel inszeniert ist.

Auf die Frage, warum Filme immer noch nicht länger in der Mediathek zur Verfügung gestellt werden können, antwortet Schütte, dass die ARD-Sender längere Laufzeit einfach nicht wollen, weil sie sonst den Produktionen mehr zahlen müssten. Auf der einen Seite wollen sie zwar gegen Netflix & Co mit Hilfe des Mediatheken-Angebots ankommen, doch Etats sind dafür wohl nicht geplant. Nur durch politischen Druck könnte da etwas geändert werden, sagt Schütte abschließend, was bitter klingt und irgendwie auch illusorisch.

Filme und Serien bleiben also auch weiterhin ein kurzes Vergnügen für den interessierten Zuschauer der öffentlichen rechtlichen Anbieter. Wie im Kino, als auch online, muss sich der Konsumer sputen, um noch in den Genuss zu kommen, bevor die Werke vielleicht für längere Zeit verschwinden. 


 

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