PERSÖNLICHES INTERVIEW
mit MATTHIAS HUES
Fragen von Christian Witte:
Du hast mit deinem Hintergrund im Kampfsport ja Unmengen an jahrzehntelanger Erfahrung vorzuweisen. Bist du der Meinung, dass die Filmemacher, mit denen du im Anschluss zusammenarbeiten konntest, dein Potenzial in Gänzen auszuschöpfen wussten?
Matthias Hues: Ja, das denke ich schon! Letztens habe ich noch einige Ideen gehabt, die ich bald in meinen neuen Film „The Widower“ ins Spiel bringen will.
Gefühlt jeder einschlägige Actionstar der 80er und 90er Jahre hatte dich als Gegenspieler zu bezwingen. Wäre da nicht mal - ähnlich wie mit " The Last Kumiter " - eine Art "Klassentreffen" fällig, um zu sehen, wer das noch drauf hätte? Hat sich die Szene fit gehalten?
Matthias Hues: Ja, gute Frage. Wir haben uns entschlossen, einen Endkampf mit Billy Blanks zu drehen, als Hommage zu unserem Kampf in „Talons of the Eagle“ . Auch „Last Kumite“ hat das Ende des Films wahr gemacht. Ich hoffe, es kommt ganz gut raus.Es sind immerhin 30 Jahre seit dem letzten Endkampf.
Warst du damit zufrieden, u.a. in „Blackbelt“ , „No Retreat, No Surrender 2“ (Karate Tiger 2) oder „Bounty Tracker“ jeweils den Boss der bösen Seite gespielt zu haben? Oder hättest du gerne öfters mal einen „Guten“ dargestellt?
Matthias Hues: Zu der Zeit war das ganz ok und hatte mir super Spass gemacht. Heute habe ich sogar Freude daran, so etwas zu spielen, ja wie gerade jetzt wieder in „Last Kumite“. Doch bald werde ich eine Serie von Actionfilmen machen, wo ich der Held bin. Schau mal nach unter http://www.matthiashuesfilms.com
„ No Retreat, No Surrender 2“ (Karate Tiger 2“) von 1986 platzierte dich als sadistischer Oberbefehlshaber im thailändischen Dschungel. Überhaupt hat es dich innerhalb deiner Karriere zeitweise in den entlegensten Winkel der Welt verschlagen. Hast du dabei grundlegende Unterschiede festgestellt, wie asiatische Produktionen im Vergleich zu amerikanischen Abliefen?
Matthias Hues: Ja, das stimmt, aber am Ende ist immer alles das Gleiche. Die Technik ist immer nach einem Muster, zB wie man die Kameraeinstellungen macht und vieles mehr. Nur die Leute und deren Kulturen sind anders, die Arbeitsmoral und die Arbeitsstunden. Am meisten muss man doch wirklich in amerikanischen Filmproduktionen leisten.
Matthias Hues mit Cynthia Rothrock in "Karate Tiger 2" Foto: tv-archiv.sk |
Innerhalb der amerikanischen Filmbranche gab und gibt es ein weites Spektrum von Budgets und Zielgruppen, die wirklich alle Plattformen abdecken: Kino, Fernsehen, Video, Streaming, etc. Du konntest jede einzelne von ihnen bereichern. Gab es dennoch Situationen, wo man auf unberechtigte Weise Grenzen gesetzt hat? Haben dir Major-Produktionen wie „ Star Trek VI“ weniger Freiheiten zugeteilt als denen aus dem Independent-Sektor?
Matthias Hues: Auf jeden Fall wirst du bei diesen Mega-Produktionen sehr von oben herunter behandelt, so wie das eben ein Top Management macht. Entscheidungen werden nicht geteilt. Die Budgets sind so riesig und massiv, da gibt es kein soziales Denken und Sätze wie zum Beispiel: „Lass uns mal alle zusammen mal was entscheiden!“ Alles ist wie ein Gesetz, das Du gehorchen musst. Aber es macht schon Spass gefordert zu werden.
Als Waltroper Original hast du aus deinen deutschen Wurzeln niemals ein Geheimnis gemacht. Trotz aller hiesiger Fans, die auf dich und deine Filme aufmerksam wurden, hatte der inländische Markt aber so gut wie keine Action- oder Kampfsportfilme hervorgebracht. Woran mag das deiner Meinung nach gelegen haben? Hatte man dir damals in Deutschland überhaupt solche Angebote gemacht?
Matthias Hues: Deutschland hat einfach eine andere Filmkultur und bis heute werden diese exotischen Kampfsportfilme von oben herab behandelt. Aber das ist gut so, da es eine Welt erschaffen hat, die nicht von hier kommt, sondern von Hollywood. Damit bringt es etwas Exotisches mit sich.
Fragen von Dennis Albrecht:
Eine Fortsetzung zu „I Come In Peace“ (Dark Angel) wird gerade heiß diskutiert und von dir angeschoben. Warum wäre jetzt der beste Zeitpunkt und welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben werden? Wären die Rechteinhaber in den Startlöchern, wenn Dolph Lundgren zusagen würde?
Matthias Hues: Dennis, ich bin mir nicht sicher, wie ich die Frage beantworten soll. Vielleicht ist es eher ein Dolph Lundgren, diesen Anruf zu tätigen und darauf zu drängen, da er mehr Staub aufwirbeln kann als ich. Das Drehbuch habe ich fertig und ich hoffe, dass meine Nachrichten Dolph erreichen und dass er auch begeistert ist. Die Rechte liegen bei Amazon Studio. Außerdem wird es schwer sein, die richtige Quelle zu finden, die man fragen kann. Amazon hat jetzt alle Filme von MGM im Kasten und sind sich nicht sicher, wie sie in Zukunft vorgehen werden.
Wie würdest du reagieren, wenn Olaf Ittenbach mit einem „Legion of the Dead“ Sequel kommen würde? Gibt es für dich irgendwo eine Grenze für Fortsetzungen?
Matthias Hues: Olaf ist großartig! Und ja, ich würde es machen, wenn er eine tolle Idee und das richtige Budget dafür hat. Es war ein Kunst-Kultfilm und hat seinen Platz auf dem Markt! Fortsetzungen drehen, besonders „Dark Angel“? Warum nicht!
Wie hast du unsere gemeinsamen Drehtage damals in Ottobrunn bei München in Erinnerung? In einem anderen Interview hast du alles als sehr professionell empfunden und die Bildästhetik des Kameramanns Holger Diener gelobt. Hättest du dir aber dort vielleicht auch eine Kampfszene gewünscht?
Matthias Hues: Nein, ich liebe alles so wie es war, es war eine super professionelle Arbeit und ich habe alles geliebt und brauchte sicher nicht zu kämpfen. Der Film hatte etwas Cooles an sich... und ich habe jede Minute davon geliebt!
Hattest du damals auch Kontakt zu dem 2015 verstorbenen Action-Talent Darren Shahlavi , der auch im Cast von „Legion of the Dead“ war?
Matthias Hues: Ja, im Laufe der Jahre sehr gut. Wir Freunde waren, und ich vermisse ihn sehr, denn er war auf dem Weg, in der Branche groß rauszukommen. Er war bei allem, was er tat, so engagiert... Wir waren alle so schockiert und traurig.
Arnold Schwarzenegger spielt den „Terminator“ immer noch. Wie gehst du damit um, als Action-Star älter zu werden? Ich frage das nur, weil ich gerade 50 geworden bin und mich beim Sport schon sehr „alt“ fühle :-).
Matthias Hues: Eine sehr gute Frage. Es wird nicht einfacher und wir alle teilen früher oder später das gleiche Schicksal, also muss man sich damit abfinden und das Beste daraus machen. Aber es gibt einen riesigen Markt auf dem Film- oder besser gesagt Actionmarkt, man denke nur an Liam Nesson. Ich bewege mich auch immer mehr in diese Richtung und freue mich darauf.
Wie stehst du zum aktuellen Autoren- und Schauspieler-Streik in Amerika?
Matthias Hues: Ja und nein... Ich habe gehört, dass es spezielle Ausnahmeregelungen für Schauspieler gibt, damit sie weiterarbeiten können. Das sind alles Big-Budget-Filme mit A-Listen-Stars, das scheint mir eine Doppelmoral zu sein... Aber die gute Nachricht ist, dass wir jetzt kämpfen müssen, sonst verlieren wir gegen die KI und werden mit der Zeit immer schlechter bezahlt.
Würdest du dein Gesicht an eine AI-Firma verkaufen, damit eine jüngere Version von dir der Nachwelt und somit den Fans erhalten bleibt?
Matthias Hues: Hmmm, eine gute Frage. Wenn es soweit ist, werde ich so alt und fertig mit dem Filmen sein, dass ich es vielleicht sehe, was die KI-Produzenten sich einfallen lassen... Aber alles in allem bin ich natürlich dagegen und schlage vor, dass alle KI-Filme ein Anderer Markt als solcher sein muss. Und es muss eine deutliche Warnung geben, die besagt, dass KI benutzt wurde....! Aber niemand weiß, wohin das führen wird... beängstigend, nicht wahr!!??
Plakatentwurf von Matthias Hues Filmproduktion |