Freitag, 4. November 2022

MENNAN YAPO: "Lautlos"

KINODISKUSSION MIT MENNAN YAPO UND LARS-OLAV BEIER
 am 04.05.2004 im Abaton Kino Hamburg

Foto: Filmstarts.de


Moderation: Willkommen Mennan Yapo, der Regisseur und Lars-Olav Beier, der Drehbuchautor.  Es war ja für Euch beide das erste Werk.

Mennan Yapo: Nein, mein drittes Werk!

Moderation: Ja, aber der erste Spielfilm!

Mennan Yapo: Genau, das andere waren Kurzfilme!

Moderation: Wobei man erwähnen muss, das Mennan Yapo vorher im Marketing gearbeitet hat und unter anderem für die PR-Aktion und Werbung von "Trainspotting" zuständig war, welche ja sehr beachtlich war. Und Lars-Olav, du warst ja vorher Filmkritiker unter anderem beim Spiegel. Außerdem bist du Autor des Buches „100 Jahre Hitchcock“, das wir ja auch gemeinsam hier im Abaton vorgestellt haben! Es gibt jetzt noch ein Willkommensgeschenk: Und zwar das Buch "Action-Hero-Handbuch". Da steht alles drin, was man wissen muss, wenn man z.B. mit Außerirdischen kommunizieren will und so weiter. Jetzt aber zur ersten Frage: Wie ist der Film damals entstanden? Und wie ist es dazu gekommen, Joachim Król dafür zu gewinnen und so umzuformen?

Mennan Yapo:  Ich wollte eben einen Film über den einsamsten Menschen auf der ganzen Welt machen. Das war die Grundidee. Und über jemanden, der Angst vor der Liebe hat. Ich suchte eine Figur, für die eine Liebe wirklich lebensgefährlich werden könnte. Tja, da bin ich eben auf den Profikiller gekommen. Es geht um Einsamkeit. Ich hatte ja vorher schon einen Kurzfilm gedreht. Da ist auch schon alles etwas abgefahren. Und die Freunde sagten: „Alter du spinnst ja!“ Denn es geht um Schizophrenie, auch ausgelöst durch die Liebe. Uli Mattes spielt da einen Typen, der hat sich ziemlich zurückgezogen. Doch eines Tages sieht er sich in einem Kino selbst auf der Leinwand aus.Und zwar landet er dort in der Gummizelle. Na ja, nach diesem Kurzfilm und dieser Idee mit dem Profikiller hat mir X-Filme andauernd Autoren angeboten, weil ich nicht alles allein machen wollte. Schreiben sollte jemand anderes. Aber das waren nur Autorinnen. Die waren irgendwie der Meinung, Thriller müssten von Frauen geschrieben werden. Da war aber nichts dabei. Und bei Arnd im Büro von X-Filme, da steht ein Kicker-Tisch. Der ist ein originales Requisit aus dem Film "Absolute Giganten". Jedenfalls steht darauf ein Stapel mit Drehbüchern. Ein Projekt mit 6 verschiedenen Fassungen mit dem Namen "Rückstoß". Und Arndt sagte mir, dass ich die Finger davon lassen sollte. Denn das ist ein Actionfilm mit 20 Millionen Budget. Kaum zu realisieren. Aber ich hab mir den Stapel mitgenommen und das Buch ist echt geil!

Lars-Olav Beier: Ja, ich hatte ja dieses Buch ursprünglich für Tom Tykwer geschrieben, aber daraus wurde eben nichts. Aber dann kam dieser Anruf, dass mich da jemand kennen lernen wollte. Ich hab dann angefangen, einzelne Szenen schon mal zu schreiben, also mit dem ersten Auftrag ging es gleich los. Es begann mit dem Glas, dass in die Blumen fällt und er ihn auffängt und schon war der Titel "Lautlos" gefunden. Als Zweites habe ich die Szene mit der Armbrust, als seinen letzten "Hit" geschrieben. Wir wollten es eben schaffen, die interessanten Facetten des Tötens aufzuzeigen. Dann haben wir uns getroffen und haben erst einmal 15 Stunden über "Rückstoß" geredet, sind aber zu der Einigung gekommen, dass es zu aufwendig wäre. Dann haben wir über den Profikiller gesprochen und haben gleich beschlossen, dass wir es nicht so wie in den anderen Filmen machen, wo der alternde Profi dann sterben muss. 

Moderation: Und wie ist dann Joachim Król dazu gekommen?

Mennan Yapo: Joachim Król hat ja schon eine richtige Tradition bei X-Filme, drei Filme mit Tom Tykwer zum Beispiel. Schon in "Krieger und Kaiserin" hat er, was viele nicht wissen, für die Rolle trainiert. Er wollte unbedingt Takwando lernen und hat auch da 5 Kg für die Rolle abgenommen. X-Filme wollte sowieso mal wieder was mit Król machen und er passte genau. Er war Anfang 40, dünn musste er noch werden, aber er ist so ein Typ, wie ein Nachbar, der aber auf den zweiten Blick plötzlich interessant wird. Also haben wir ihn getroffen und er sagte: "Ja, ein toller Film für mich." Und ich sagte: "Alter, du hast die Augen, das Spiel, nur am Körper müssen wir noch arbeiten!"

Moderation: Aber wie kann man sich auf solch eine Rolle vorbereiten? Man kann ja nicht gerade einen Profi-Killer irgendwo treffen und ihn fragen?

Mennan Yapo: Nein, das kann man nicht. Aber kann man ihn körperlich trainieren. Es stand im Buch, dass sein Körper sehnig sein soll, eben durchtrainiert, als ob auch sein Körper ein Werkzeug wäre. Das soll man sehen in der Szene, wenn er sich immer rein wäscht und in diesem See schwimmen geht. Wir haben auch an seiner Haltung gearbeitet, denn er hatte ja nun hier vorne noch dieses kleine Problem (ein Bauch) und ich sagte ihm, dass er sich etwas nach vorne beugen sollte. Wenn er sich nach hinten beugt, sieht man ja noch mehr davon . Ich hab auch immer zu ihm gesagt: "Alter ich brauch dich so nach vorne, nicht so!" (Yapo streckt den Bauch raus)Zwei Damen von der Sporthochschule Köln haben dabei auch sehr geholfen. Dort hat er dann auch immer trainiert, gar nicht so weit weg von zu hause, das war wichtig. Auch das es zwei Frauen waren, denn wenn so Typ ruft: „Alter, da muss noch was gehen, zehn noch“. Ich glaube, das funktioniert nicht. Ein Arzt hat ihn dann auch noch immer wieder durchcheckt und gesagt: „Ja, der Rücken hält das durch.“ Damals war er ja auch schon Anfang 40.

Moderation: Wie sind sie zu Nadja Uhl gekommen?

Mennan Yapo: Also, erst einmal möchte ich noch was zu Christian Berkel sagen, den ich in "Das Experiment" ganz toll fand und deshalb geholt habe. Der hat das Buch gelesen und nur einen Tag später hat er mich angerufen und gesagt, dass er das Buch liebt. Und sonst mach ich nicht gern Casting. Ich habe immer eine bestimmte Vorstellung schon im Kopf und gehe dann auf Schauspieler zu, aber hier musste es sein.Und bei Nadja war alles sehr eindeutig, die kindliche Ebene zwischen den beiden Darstellern war sofort da. Auf der DVD, die dann in 6 Monaten rauskommt, habe ich diese Casting-Szenen mit hineingenommen. Und da erkennt man, dass sie schon damals genau so gespielt haben, wie dann später im Film. Auch mit Nadja war schnell alles klar. Ich hab sie dann nur noch etwas blonder machen lassen, während ich Król dunkler färben ließ.

Moderation: Wie stark sind eigentlich die Bilder, die man im Kopf hat? Und wie weit kommen da amerikanische Vorbilder mit hinein? Und hat auch das Buch „Rückstoß“  mit Einfluss genommen? Ähm, um was ging es da eigentlich?

Lars-Olav Beier:  „Rückstoß“ handelt von einer Spezial-Einheit, der PSK, die ist ähnlich wie das SEK. Ich hab nämlich immer in den Nachrichten gehört, zum Beispiel bei einer Geiselnahme: "Scharfschützen waren vor Ort". Aber hat man je gehört, dass ein Schuss von jenen gefallen ist? Die fangen mit 20 an, werden ausgebildet und hören mit 40 auf und haben meistens in ihrer ganzen Karriere keinen einzigen Schuss abgefeuert. Die sind Trainingsweltmeister! Und in diesem Stoff geht es eben um jemanden, der zum ersten Mal abgedrückt hat und es war ein sehr wortkarges Buch. Ich hatte bis zur 30. Seite nur eine einzige Dialogpassage. Und Tom Tykwer fragte mich dann irgendwann, ob ich mir vorstellen könnte, den Film ganz ohne Dialog zu schreiben. Aber ich hab dann gesagt, dass das nicht geht. Ein teurer Actionfilm ohne Dialog!? Aber auch bei "Lautlos" haben wir dann jeden Dialog auf die Waage gelegt und wirklich nur noch das aufgenommen, was den Film weiterbringt. Aber so hatte dann auch der Schauspieler eine schwierige Aufgabe. Denn sie hatte nur nnoch diese wenigen und so gehaltvollen Dialoge, die sie so wertvoll werden.

Moderation: Gut, einen Profikiller konnten sie nicht fragen, aber haben sie auch anders ihre Geschichte recherchieren can?

Mennan Yapo: Ja, ja. Ich habe zum Beispiel Armbrustschützen gefragt. Und sie bestätigten, dass es möglich sei, einen Schuss aus 100 Meter Entfernung  abzugeben.  Und auch so zu schiessen, dass er in der Tür mit dem Opfer stecken bleiben konnte. Diese Schüsse können auch als Kurve fliegen. Der Schuss ist ja über die Männer herübergegangen. Das ist zwar etwas untergegangen, aber man sah es ja auch in den Zeichnungen, mit denen er sich vorbereitete. Außerdem hatten wir einen sehr guten Waffenmeister. Ein ganz toller Kerl. Dem gehörte das ganze Arsenal, was in der Villa des Waffenhändlers zu sehen war. Und auch die "Walter", die im ersten Auftrag verwendet wurde. Denn diese Waffe ist der kleinste Kaliber, auf den auch ein Schalldämpfer draufpasst. Die hatte schon James Bond verwendet. Außerdem wollte ich erreichen, dass auch die Standorte eine Beziehung miteinander haben. Als er zum Beispiel die Frau beobachtete, da war die Kamera eigentlich genau hinter ihm. Doch diese Szene ist leider zu dunkel geworden. Da war auch in der Nachproduktion nichts mehr zu machen. Da ist dieses Konzept etwas untergegangen.  Oder ich habe darauf geachtet, dass alle Fernschüsse, also die mit dem Fernrohr, auch wirklich mit einem Tele-Objektiv geschossen wurden. Denn es hat mich nichts mehr aufgeregt, als wenn man in anderen Filmen so etwas erzählte, aber einfach eine ganz normale Optik genommen wurde. Und einen künstlichen Rahmen gezogen wurde. Wir hatten extra Brennweiten angefordert von 1200 mm bis 1500 mm. Wir hätten auch eine 2000 mm genommen, doch die haben wir nicht bekommen. Der Russe, der da "erschossen" wurde, war wirklich 90 Meter entfernt.

Moderation: In welcher Stadt hat diese Geschichte gespielt? Denn das war in diesem Film nicht erzählt. Sonst sieht man immer markanten Gebäude und man weiß, es ist in Berlin. Aber hier weiß man es nicht.

Mennan Yapo: Das haben wir bewusst so gemacht. Wird hatte eben diese Figur und haben seinen ganzen Charakter herausgepellt und haben uns dann aber gefragt: Ist das in Berlin spielt, ist das dann ein Berliner? Kommt der aus der Zone? Das passt alles nicht. Wenn er in München unterwegs sein würde, hätte uns das auch keiner geglaubt, wenn er dann über das Oktoberfest geflüchtet wäre. Aber wir können sowieso in mehreren Städten drehen. Wir mussten das wirklich tun, denn wir hatten Fördergelder und mussten somit nach München, Berlin und Stuttgart. Wir mussten es so machen. Eigentlich musst du immer ein Roadmovie drehen, dann kannst du alles vereinen.

Lars-Olav Beier: Und es gab wirklich in der 1. Fassung die Idee, die Story in 5 Städten zu erzählen. Ein Rest ist dann noch übrig geblieben, als sein Auftraggeber ihn erwartet, ob er wieder "hier wäre". Denn es war die Idee, dass er nie zwei Aufträge in einer Stadt machen würde. Es gint zu vielen Spuren. Und er sollte niemals in der Heimat einen Auftrag annehmen, das hatten wir uns überlegt.

Mennan Yapo: Einer meiner Lieblingsfilme ist auch "Seven“. Und da dachte man ja auch zunächst, das wäre in New York gedreht. Oder in Chicago, weil alles so düster war. Aber es wurde in Los Angeles gedreht. Es sollte auch bei uns universell in der Geschichte bleiben. Außer das Hotel Palace, das erzählt dann schon, dass es in Berlin gedreht ist. Das kennt ja wohl jeder.

Zuschauer: Ich wollte mal fragen, was sie für die Schauspieler geschrieben haben? Haben sie alle Gesten und Dialoge schon vorher geplant? Und wenn es so ist, hat man da nicht auch einiges an Freiheit verschenkt?

Mennan Yapo: Natürlich hat man mit Improvisation, was sie wohl meinen, mehr Freiheit. Aber dazu hatten wir einfach keine Zeit! Ich habe jedenfalls kein Wort vorgeschrieben, dass es genau so gesprochen werden muss. Und Leute wie Król oder Berkel kann man auch nicht einfach so etwas vorschreiben. Ich lerne ja noch von diesen Schauspielern. Król würde schon sagen:"Ey, Alter, das glaubt mir doch keiner!" Wir haben eine ganze Woche vor dem Dreh "Readings" gehabt. Auch total nach dem amerikanischen klassischen Vorbild. Dann aber nicht mehr groß geprobt, denn wenn man einen Dreh mit 42 Originalschauplätzen hast, dann ist einfach keine Zeit mehr, obwohl ich das Team echt gepeitscht habe. 

Zuschauer: Hatten sie ein Storyboard?

Mennan Yapo: Ja, besonders für die Action-Szenen musste ich eins machen lassen. Denn das wollte die Produktion, das ist Standard. Aber eigentlich sollte man, wenn das alles vorbereitet ist, alles über Bord werfen! Denn es ist immer unheimlich viel offen, ob das zum Beispiel mit der Location klappt und so weiter.

Zuschauer: Ich hab mich gefragt, wo die Krankenschwester plötzlich herkam. Die wurde vorher nicht gezeigt und nachher auch nicht. Die mit den Tüten, die den Mord entdeckt hat!

Mennan Yapo: Ja, die kam vom Einkaufen und musste den Mord entdecken, das ist alles. Ich weiß nicht wo das Problem liegt. Außerdem war sie sehr nett! Wir haben sie dann noch etwas sexy gemacht, mit "High Heels". Und so musste sie nur ein paar Tüten fallen lassen. Was ich aber nicht immer drin hatte: Früher bin ich da schon eher rausegangen, weil auch erst die Frage war, welche Tüten? Plastik oder Papier ? Aber dann doch Papier, schon für das Geräusch!

Zuschauerin: Ja, aber ich fand das merkwürdig! Man hat sie nie vorher gesehen?

Mennan Yapo: Ja, weil sie nie da war, wenn er seinen Ziehvater besuchte. Das ist logisch, für mich jedenfalls.

                                    
Zuschauerin: Wurden viele Szenen nachsynchronisiert?

Mennan Yapo: Es geht, es geht… Es geht. Es geht. Es geht! 50 zu 50. Außerdem habe ich zwei Jahre lang in der Synchronisation gearbeitet und es ist noch vertretbar. Aber so ein Studio kostet ja auch viel Geld und so. Wenn es zu lakonisch war oder doch etwas fehlte… Ich habe den Schauspieler immer mal gebeten, noch einmal etwas zu sprechen. Berkel hab ich zum Beispiel angerufen und gefragt: "Ey, Christian was hast du heute noch vor?" Und er sagte: „Nichts bestimmtes“. Und so bin ich zum ihm hin und hab noch schnell was aufgenommen. Oder Król, als wir noch etwas in seinem Telefongespräch brauchten. Wir haben ihn einfach angerufen und gesagt: "Alter, sag mal einfach deinen Satz am Telefon." Wir haben einfach ein Mikro drangehalten und fertig.

Moderation: Mir ist noch aufgefallen, dass dieser Killer, gegenüber anderen Profis, wie „Leon-Der Profi“ oder „Der eiskalte Engel“ eine Geschichte hatte!

Mennan Yapo: Ja, ich wollte das unbedingt haben, denn seine Geschichte ist die Dynamik zwischen den beiden Gegnern. Der Polizist muss sich erst durch seine Vergangenheit wühlen, bis er ihm in der Gegenwart auf die Schliche kommt. Erst dann kann er sich die Biographie zusammenreimen. Wir hatten zum Beispiel Kindersoldaten in Afrika als biographisches Vorbild. Die werden meist aus Waisenhäusern verschleppt, rekrutiert und es wird ihnen ein Feindbild eingetrichtert, bis sie nur noch das Töten kennen. Da ist er als Kind schon in das Totenreich eingetreten. Seine Geschichte ist dann, wie er darauf trainiert wird und ein „Workaholic des Tötens“ wird. Und richtig gelebt hat er nie. Das wollte ich. Bei "Leon - Der Profi" hat man ja nur kurz erfahren, dass er irgendwie aus Italien fliehen musste, wegen eines Unfalls mit seinem Stiefvater. Aber das erfährt man auch nur im Directors Cut. Ich wollte mehr. Wir haben ja die Biographie unserer Figur bis zum 2.Weltkrieg zurückgeschrieben. Und wir wollten ja eigentlich auch erzählen, dass Heinrich ihn für seine Zwecke benutzt hat. Jedenfalls haben wir dann in Test-Screenings auch die Zuschauer gefragt, ob sie uns die Biographie auch so abnehmen. Und sie taten es.

Zuschauer: Gab es Diskussionen über das Endbild am Meer, im weißen Anzug?

Mennan Yapo: Ja, da gab es viel Diskussion, klar! Das war immer ein Thema. Aber ich finde das Ende gar nicht so positiv. Es ist eher ein Verdammnis zu leben. Der Profiler (Christian Berkel)  hat ja am Telefon gesagt, dass sein Leben jetzt erst anfängt und für mich stehen die beiden nicht so da, dass sie jetzt für immer verliebt sind.

Lars-Olav Beier: Es gab auf jeden Fall auch mal eine Alternative, dass er nachkommt, am Strand entlang geht und dann schemahaft ihre Gestalt sieht. Dann hätten wir dort geendet. Doch wir wollten endlich mal einen Profi, der überlebt und auch der Polizist wollte ihn ja am Ende nicht mehr ergreifen, sondern begreifen.

Zuschauerin: Aber es war schon fast wie ein Bild, das mich an die Werbung erinnert, eben sehr plakativ, kitschig.

Mennan Yapo: Tja, ich sehe das nicht so.

Zuschauer: Bei "Rückstoß" habt ihr ja sehr ehrlich analysiert, was daran nicht klappen konnte. Gibt es auch in diesem Film Dinge, die ihr jetzt anders machen würdet?

Mennan Yapo: Ja, ein ziemlicher Fauxpas hab ich mir geleistet und zwar war das sein Auto! Ich fahre sehr gern selbst etwas andere und ältere Autos. Aber hier wollte ich doch ein etwas unauffälligeres Vehikel. Ein richtig dunkler Toyota, ein sehr neutraler Wagen, wo man nie so richtig wusste, was das eigentlich für eine Marke sein könnte. Ich hatte mir bei Simon diesen Typ ausgesucht, der irgendwo in Holland stehen sollte. Und Simon hat gesagt: "Das wird zu machen sein." Dann hab ich gelernt, dass in dieser Produktion ein solcher Satz nicht so viel Wert hat, denn als ich dann ans Set kam, stand dann dieses sehr auffällige Teil da. Und Simon sagte zu mir: „Na, das mit deinem Auto in Holland hat doch nicht.“ Tja, da war es auch schon zu spät. Die Kamera baut sich gerade auf und Król spielte schon drin herum, probierte alles aus. Da hätte ich sagen müssen: "Hey, wir nehmen den Golf II dahinten oder irgendwas, Das würde ich echt nie wieder tun!

Lars-Olav Beier: Und ich würde nie wieder einen Film mit so knappen Dialogen machen. Da hat man dann plötzlich sehr viel Respekt vor diesen wenigen Sätzen. Dann fängt man automatisch an, so gehaltvoll zu sprechen, weil auch so viel da drin ist. Wir hatten ja bei der Drehbuch-Fassung für die Filmförderung 93 Seiten, aber davon haben wir auch schon wieder gekürzt und nur 73 Seiten gefilmt. Wir haben alles, was nicht elementar war für den Plot, rausgeschmissen.

Mennan Yapo: Ja, der Dialog hätte realistischer werden können, wollte ich aber gar nicht. Król redet in seiner Rolle nicht, hat nicht viel zu sagen. Nina ist er gegenüber der neuen Situation auch bald sprachlos, wird auch stumm und der einzige, der viel redet ist der Profiler.

Zuschauer: Ich hab nicht ganz verstanden, warum wurde das erste Opfer von den eigenen Leuten beobachtet?

Mennan Yapo: Na ja, er wurde ja verdächtigt, etwas mit Schmiergeldern zu tun zu haben.

Zuschauer: Aber warum erzählt er dann seiner Bekanntschaft, die er ja angeblich erst seit 2 Stunden kannte, dass er verdeckter Ermittler ist? Also mir ist das noch nie passiert, dass mir gleich so etwas erzählt worden ist!

Mennan Yapo: Haben sie denn schon einmal eine verdeckte Ermittlerin kennengelernt?

Zuschauer: Das weiß ich eben nicht, weil mir diese Person das wohl nicht erzählt hat!

Mennan Yapo: Tja, vielleicht war ja die Beziehung zwischen diesen Figuren doch größer. Und mir geht es manchmal so, dass gerade Leute, die ich erst seit Kurzer Zeit kenne, mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählen. Auch so etwas gibt es!

Lars-Olav Beier: Und natürlich gab es auch einmal eine Fassung, wo die beiden mal mehr miteinander gehabt haben!


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